30.12.2016 I "Vereine werden für Ihre Arbeit bestraft" 

Unterstützen auch weiterhin junge Athleten: (v.l.) Vorsitzender Winfried Aufenanger, Werner Wirth, Peter Siebel, Werner Grommisch,  Nikolaj Dorka, Brigitte Aufenanger und Rosi Siebel vom „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“.

Foto: Michael küppers /punkt.waldert.küppers.


Kassel. Schon im letzten Jahr hatte der „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs e. V.“die unglückliche Terminplanung des Deutschen Leichtathleltik-Verbandes für die nationalen Meisterschaften im Straßenlauf kritisiert. Geändert, so sehen es die Vorstandsmitglieder des Vereins, hat sich seitdem wenig. Zwar sind die Termine für die Marathon-DM (Frankfurt) und Halbmarathon-DM (Hannover) festgelegt. „Aber für die DM in Hannover am 9. April  kann man als DM-Starter noch nicht zu den jetzt günstigen Tarifen melden, da sie in den Hannover-Marathon eingebunden ist, sondern erst später zu teureren“, bemängelt Fördervereins-Vorsitzender Winfried Aufenanger (Kassel).  „In Frankfurt beträgt die Startgebühr 99 Euro, aber für die integrierten Hessischen Meisterschaften gab es noch nicht einmal eine Siegerehrung“, sagte Aufenanger auf der Jahreshauptversammlung des Fördervereins in Kassel. Die Botschaft des Vereins, der sich seit vielen Jahren vor allem die Unterstützung der deutschen Läufer auf die Fahne geschrieben hat, ist eindeutig: Die Deutschen Marathon-Meisterschaften sollten wieder mehr den kleineren oder mittleren Marathons zugesprochen werden: „Man drängt jetzt die Talente in die großen Marathons, das ist der falsche Weg.“ Schriftführer Werner Grommisch (Essen): „Wir müssen auch die Prämienausschüttung für die Deutschen Meister attraktiver machen.“

Eine andere Entwicklung gehe ebenfalls in die falsche Richtung. Die neue Regel, dass keine Ausländer mit deutschem Startpass mehr bei den Deutschen Meisterschaften gewertet werden, „ist ein falsches Signal“, so der Förderverein-Vorstand. Bisher waren zum Beispiel Nicht EU-Staatsbürger bei Deutschen Meisterschaften startberechtigt, wenn sie seit mindestens einem Jahr ihren ständigen Aufenthalt im DLV-Gebiet hatten sowie zusätzlich einen Startpass für einen deutschen Verein besaßen. Gerade Vereine, die sich sehr stark für die Integration einsetzen, werden nun für ihre Initiativen bestraft, auch wenn der DLV diese Kritik in seiner Stellungnahme zur Regeländerung zurückweist. Vor allem für die Mannschaftswertungen könnte das starke Auswirkungen haben. Dass parallel die Regel für die Landesverbände nicht gelte, mache die Sache zusätzlich kompliziert. Möglich also, dass ein Athlet in der Deutschen Bestenliste nur mit Zusatzanmerkung aufgeführt wird, in der Landesbestenliste aber mit seiner Leistung ganz normal. „Das kann so wirklich nicht sein“, fordert Winfried Aufenanger, der dabei auch Zuspruch von deutschen Athleten erhält, die sich durchaus weiter offen der Konkurrenz stellen wollen. Auch Martin Grüning, Chefredakteur von „Runner‘s World“, übt in seiner klugen Klartext-Kolumne „Heimlich, still und leise“ in der aktuellen Ausgabe scharfe Kritik an der neuen Regel. 

Als Erfolg wertete der Förderverein, dass die Olympianormen in diesem Jahr runtergesetzt wurden  - nach massiver Kritik zuvor, auch vom Förderverein. Allerdings fiel der Rückblick auf Olympia und die Europameisterschaft (Halbmarathon) nicht zufrieden stellend aus.  „Unsere Marathon-Männer haben sich in Rio zwar insgesamt positiv dargestellt“, zog Aufenanger Bilanz, „aber in Zukunft sollte man international mal wieder mehr riskieren und eine andere Taktik wählen.“ Olympiatourismus sollte nicht das Ziel sein, dabei nahm der Förderverein die Leistung von Anja Scherl ausdrücklich aus, die trotz der Doppelbelastung durch Beruf und Sport aus dem Olympia-Straßenlaufteam herausragte.

Auch 2017 unterstützt der „Verein zur Förderung des deutschen Straßenlaufs“ wieder Athleten mit einem Zuschuss. Hendrik Pfeiffer (23, TV Wattenscheid), der sich nach verletzungsbedingten Olympia-Aus nun auf Tokio 2020 vorbereitet, gilt mit seinen 2:13:11 beim Düsseldorf-Marathon als Mann der Zukunft auf der Königsdistanz und passt mit seinen Ambitionen und seinem Ehrgeiz ebenso in das Förderungsprofil wie Jens Nerkamp (27, PSV Grün-Weiß Kassel), der in diesem Jahr bei der Halbmarathon-EM in Amsterdam sein Nationalmannschaftsdebüt feierte und behutsam im Marathon auf der „Road to Tokio“ aufgebaut werden soll. Als Dritte im Bunde kommt U23-Läuferin Franziska  Reng (LG Telis Finanz Regensburg) in den Genuss der Förderung. Die 20-jährige Studentin will ebenfalls künftig die Richtung Marathon einschlagen. 

„Dass wir 2017 drei statt bisher zwei Athleten fördern, zeigt, dass wir uns auch weiterhin stark für den Laufbereich einsetzen werden“, betont Winfried Aufenanger, der mit dem Förderverein einen intensiveren Interessensaustausch auf Trainer- und Funktionärsebene fordert.