Auch in KAssel purzeln die Rekorde

Mit neuem Streckerekord im Ziel: Edwin Kosgei.
Foto: Michael Bald

 

Nicht nur Berlin kann Rekorde, auch Kassel. Beim EAM Kassel Marathon gab es  sogar drei. Marathon-Sieger Edwin Kosgei stellte einen neuen Streckrekord in 2:12:52 auf. Karl Junghannß (LAZ Erfurt Top Team) verbesserte den ein Jahr alten Halbmarathon-Rekord auf 1:05:28. Halbmarathon-Siegerin und Hessenmeisterin Sandra Morchner ließ der Jugend keine Chance und lief mit 1:17:11 neuen Deutschen W45-Rekord! Marathon-Siegerin Brendah Kebeya verbesserte sich um vier Minuten auf 2:36:43.

Als die Marathon-Spitze im Ziel war, nahm sich EAM Kassel-Marathon-Veranstalter Winfried Aufenanger ein paar Minuten Ruhe auf der Laufbahn. Die Anspannung der letzten Monaten und Wochen war abgefallen, der Macher der größten nordhessischen Sportveranstaltung atmete kurz kräftig durch. Alles war prima gelaufen, (nicht nur) dank der neuen Grünen Linie auf der Marathon-Strecke und der erstklassigen Arbeit der Führungsfahrer unter der Leitung von Gerd, Niklas und Per Heyser. Die Läufer selbst gaben ihren Anteil dazu und hielten Wort. Sie hatten zuvor vesprochen, für eine flotte Pace zu sorgen auf der schnellen Kasseler Strecke. 

Die legte vor allem der Sieger von 2016, Edwin Kosgei (Kenia) vor, der von Beginn an mächtig aufs Tempo drückte. Schon nach 10 km mit Durchgangszeit von 31:42 Minuten war die zuvor vierköpfige Spitzengruppe gesprengt. "Bei der Geschwindigkeit hatte ich Angst um die Gesundheit der Läufer", scherzte Aufenanger später, allerdings war der Blick dabei durchaus immer auf den bisherigen Streckenrekord von Joel Chepkonol aus dem Jahr 2010 gerichtet (2:12:54). "Edwin hatte während des ganzen Rennens eine unglaubliche Leichtigkeit", berichtete der Organisationschef. Der Sieger bestätigte, dass er sich gut gefühlt hat, "nur die letzten 5 km waren sehr, sehr hart." Bereits nach 10 km habe ihn vor allem der Wettbewerb zwischen Kenia und Äthiopien gepusht, erzählte er in der Pressekonferenz. Und wahrscheinlich hat er auf dem Weg zum letztendlich neuen Streckenrekord schon die prächtige Stimmung im Auestadion mitbekommen, wo HR1-Moderator sich in absoluter Top-Form präsentierte und während des Rennens die Zuschauer immer wieder darauf einstimmte, dass der Rekord fallen könnte. Für den 29-jährigen Kosgei hat sich der Weg nach Kassel diesmal also wieder gelohnt, mit 2:12:52 war er schließlich zwei Sekunden schneller als Chepkonol 2010. Hinter ihm kamen der starke Äthiopier Sisay Azew Tola (2:14:59) als Zweiter und der Dritte Dickson Kirui (Kenia, 2:16:35) mit deutlichem Abstand ins Ziel. 

Tobias Schreindl (LG Passau) kam als starker Vierter und bester Deutscher nach 2:24:20 ins Ziel. Der Deutsche Marathon Meister von 2014 hatte sich insgeheim eine bessere Zeit erhofft, dennoch überwog bei ihm die Freude - nicht nur wegen der sehr guten Kasseler Prämie für den besten deutschen Läufer. "Mir hat heute die Spritzigkeit gefehlt, aber es war ein schöner Ausflug nach Kassel", sagte er - und hatte Winfried Aufenanger auch endlich den "gefühlt schon seit 20 Jahren bestehenden Wunsch", dass er einmal bei einem Lauf in Kassel starten solle, erfüllt. Michael Kendelbacher (TSV Barsinghausen) verbesserte sich als zweitbester Deutscher in 2:36:13 um über zwei Minuten.

Auch bei den Frauen setzte sich die Top-Favoritin durch. Die in Forchheim lebende Kenianerin Brendah Kebeyah absolvierte ein starkes Rennen. Die 26-jährige Bayerische Halbmarathon- und 10 km-Meisterin lief in 2:36:43 die zweitschnellste Frauen-Zeit bisher in Kassel und steigerte sich um fast genau vier Minuten. "Die Bedingungen waren einfach perfekt heute", sagte sie in ebenfalls perfektem Deutsch auf der Pressekonferenz, "das Wetter war optimal, die Zuschauer waren der Wahnsinn und haben mich motiviert. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht." Jetzt hofft die angehende Masseurin, dass ihre Einbürgerung bald klappt. Und auch bei den Frauen siegte Kenia im afrikanischen Duell mit Äthiopien, die zweitplatzierte Ethaga Bekele Bontu war in 2:37:50 aber ebenfalls sehr gut unterwegs. 
Für eine schöne Überraschung sorgte Jessika Ehlers (SG Athletico Büdelsdorf). Die 22-Jährige, bereits in Hamburg beste Deutsche, schaffte dies erneut und verbesserte sich in 2:42:36 als Dritte  um knapp zwei Minuten. "Das hab ich da genau gebraucht", zeigte sie sich nach dem Lauf  vor allem angetan vom Empfang mit ihrem Death Metal-Wunsch-Sound von Dimmu Borgir, der ihr am Hot Spot Joe's Garage von Einheizer Dirk van der Werf als Unterstützung für die letzten Kilometer liebend gerne erfüllt wurde. Und auch wenn die Strecke im Vergleich zu ihrer Kieler Heimat anspruchsvoll war, sagte sie später überglücklich:  "Es war uns eine Ehre und wir hatten einen tollen Tag", und freute sich diue Studentin der Altphilologie über Platzierung, Bestzeit und Prämie. Und immerhin: Als beste Deutsche in Kassel war sie  locker sechs Minuten schneller als die beste Deutsche beim zeitgleichen Berlin-Marathon, Anke Esser.

"Es war",  sagte also Winfried Aufenanger danach, "die beste Veranstaltung, die wir gemacht haben", sichtlich begeistert von der Stimmung an der Strecke und im Stadion und von der Flut der persönlichen Bestmarken vieler Teilnehmer, eine Bestätigung für den schnellen Kurs. "An dieser Stelle Danke an alle, die dabei waren und uns unterstützen! Es hat uns unglaublich uns Spaß gemacht!"

Dem konnte sich René Schneider, Leiter Kommunikation und Geschäftsführungsbüro bei Titelsponsor EAM nur anschließen: "Ich habe an diesem Veranstaltungswochenende in so viele fröhliche Gesichter geschaut. Der Marathon in diesem Jahr war ein Gesamtkunstwerk - sportlich, sozial und kulturell. Wir haben es in diesem Jahr als noch besser und emotionaler als bei den bishertigen Events empfunden. Danke an alle, die sich dafür engagieren. Dass wir die größte Sportveranstaltung in Nordhessen als Titelsponsor begleiten dürfen, macht uns glücklich."

Umso mehr, als EAM-Geschäftsführer Georg von Meibom bei seinem neunten Halbmarathon in Kassel ebenfalls eine neue persönliche Bestzeit aufstellen konnte. 

Fotogalerie Marathon findet Ihr hier.

 

Verbesserte sich um vier Minuten: Marathon-Siegerin Brendah Kebeya.

Bester Deutscher im Marathon: Tobias Schreindl (LG Passau)

Beste Deutsche: Jessika Ehlers (SG Athletico Büdelsdorf)

Fotos: Michael Bald / punkt.waldert.küppers.


Sieger-Staffel mit EM-Teilnehmerin

Die Mixed Staffel von RehaMED war in diesem Jahr die Schnellste (von links): Christoph Benz, Jörn Harland, Laura Hottenrott, Daniela Wurm.
Foto: Michael Bald

Vor ein paar Wochen noch musste Laura Hottenrott leider bei der Leichtathletik-Europameisterschaft aus dem Marathon aussteigen. Beim EAM Kassel Marathon teite sich die 26-Jährige die 42 Kilometer mit ihren LaufkollegInnen. Gemeinsam mit Daniela Wurm, Christoph Benz und Jörn Harland war sie sehr flott unterwegs als Staffel-Gesamtsieger mit der Mixed-Staffel von RehaMED - der Marathon-Partner sorgte nach dem Zieleinlauf im Übrigen wieder dafür, dass die müden Muskeln der Teilnehmer mit einer Massage wieder auf Vordermann gebracht wurden. In 2:34:21 war die RehaMED-Staffel sogar fast vier Minuten schneller als die siegreiche Männer-Staffel von Titelsponsor EAM mit Martin Busch, Florian Drexler, Maurice Herwig und Dario Ernst (2:38:39). Dahinter folgte ebenfalls wieder eine Mixed-Staffel, die vier Starter des PSV Grün-Weiß Kassel liefen als "Come back stronger" in der Besetzung Thordis Arnold, Elsa Kuma Zewde, Dereje Mengesha und Nina Engelhard nach 2:49:57 ins Ziel. Schnellste Frauenstaffel waren die Läuferinnen aus der Talentschmiede des TSV Niederelsungen mit Marie Schwarz, Mareike Schaake, Friederike Hüppe und Marie Gautier in 3:22:01.

Bei den meisten der vielen Staffeln stand natürlich der Spaß an erster Stelle. Und vor allem der gemeinsame Zieleinlauf ins Auestadion wurde genossen.

Fotogalerie Staffel findet Ihr hier.

Mit Spaß ins Ziel: die Staffeln der EAM (oben) und von Come back stronger als 2. und 3. im Gesamteinlauf der Marathon-Staffeln.
Fotos: Michael Küppers


Handbike-Dauersieger wieder vorne

Weil paralell zu Kassel auch der Berlin-Marathon stattfand, waren diesmal beim Handbike-Halbmarathon im Rahmen des National Handbike-Circuit (NHC) nur neun Fahrerinnen und Fahrer am Start. Doch sie hatten einmal mehr in Kassel ihre Freude, wo der NHC seit vielen Jahren in die Veranstaltung eingebunden ist und traditionell den Auftakt am Sonntagmorgen macht.
Beim vorletzten der insgesamt acht Rennen umfassenden Serie gab es in diesem Jahr sogar die doppelte Punktewertung. Am Ende hatte Dauersieger Patrick Gabriel (Wolturnus pro Handcycling Team) nach 36:19 Minuten für die 21,1 km lange Strecke wieder knapp die Nase vorn vor einem weiteren Stammgast in Kassel, Joel Weingut (Team Rehability, 36:45). Petra Weingut (Team Rehability, 52:10), auch sie in Kassel bestens bekannt und erfolgreich, siegte bei den Frauen.

Fotogalerie Handbiker findet Ihr hier.

Patrick Gabriel gewann in Kassel einmal mehr bei den Handbikern.
Foto: Stefan Waldert


Mit Power durch KAssel

Die Power-WalkerInnen über 21,1 km haben den EAM Kassel Marathon längst zu "ihrem" Rennen gemacht. Wohl kaum sonst wo bei einem Rennen werden sie so so integriert wie in Kassel. Ds war auch diesmal so, denn sie wurden von den Fans an der Strecke und im Stadion ebenso gefeiert wie die Läufer. Schnellster Power-Walker war Ralf Zimmermann (2:28:01), schnellste Frau Iris Tum (Marathon Dinslaken, 2:36:47).
Bei allen stand der Spaß im Vordergund, viele feierten ihre Premiere auf der längeren Distanz.

Fotogalerie Walking findet Ihr hier.

Der Spaß stand im Vordergrund bei den Power-Walkern wie hier bei "The Walking Dad's"-
Foto: Michael Bald