Patrick will den sechsten Sieg

Handbike-Halbmarathon-Rekordsieger Patrick Gabriel will mit seinem Wolturnus-Rennbike den sechsten Erfolg in Kassel.
Foto: Wolturnus


Der Rekordsieger des EAM Kassel Marathon möchte seine imposante Serie auch in diesem Jahr ausbauen. Keiner hat bei Nordhessens größter Sportveranstaltung öfter gewonnen als Patrick Gabriel. Fünfmal ist er seit 2013 gestartet, fünfmal war er ganz vorne.
Und das im wahrsten Sinne. Denn Patrick Gabriel eröffnet mit seinen Mitstreitern beim Handbike-Halbmarathon traditionell den Marathon-Sonntag in Kassel. Und weil ihn bislang niemand schlagen konnte, war er  in den letzten Jahren regelmäßig der Erste, der sich im Auestadion feiern ließ.
"Die letzte Runde auf der Bahn im Stadion ist immer sehr schön, das hat man nicht überall", sagt Patrick, der aber nicht nur deshalb immer gerne hierher kommt. Da er in Neustadt am Rübenberge  wohnt, ist die Anreise aus Niedersachsen überschaubar. "Kassel hat einen sehr netten Kurs, der für uns Handbiker aber durchaus anspruchsvoll ist und die Veranstaltung ist sehr gut organisiert", so der 37-Jährige. 

Seit 2011 gehört der Handbike-Halbmarathon zum festen Programm beim EAM Kassel Marathon, ein Jahr zuvor hatte es einen Demo-Wettbewerb gegeben. Die Initiative ging damals vom leider viel zu früh verstorbenen Markus Häusling aus, der als Handbike-Koodinator auch die bundesweite Rennserie National Handbike Circuit (NHC) ins Boot holte, zu der Kassel seitdem zählt.
Patrick Gabriel, der nach einem Rennradunfall 2007 querschnittgelähmt ist, hat den Handbike-Halbmarathon bislang mit seinen Erfolgen 2013, 2014, 2016, 2017 und 2018 dominiert und ist auch für die achte Auflage der klare Favorit. In Duisburg und in Nettetal hat er bereits die NHC-Wertungen gewonnen. Die ganz großen Ambitionen hat er allerdings erst einmal hintan gestellt. "Es hat sich unglaublich viel getan in der Handbike-Szene", berichtet Patrick, "weil viele von der Schadensklasse MH5 in die MH4 wechseln." In der MH5 kann man noch kniend fahren, in der MH4 nicht. Ganz nachvollziehen kann er es nicht, dass der internationale Verband UCI dies zulässt: "Die sportliche Situation hat sich dadurch sehr verändert."  

Für Patrick Gabriel bedeutet es, dass er trotz erstklassiger Leistungen keine Chance mehr hat, sich zum Beispiel für die Paralympics zu qualifizieren. Hadern will er trotzdem nicht. Momentan konzentriert er sich so mehr auf die Langdistanzen. Bei der legendären Vätternrundan in Schweden, einem 300 km-Rennen rund um den Vätternsee, benötigte er nur 9:33 Stunden für die komplette Strecke  - viele geübte Radsportler konnten da nicht mithalten. "Das war für mich das Highlight in diesem Jahr", berichtet Patrick, der in der Woche zwischen zehn und 25 Stunden trainiert. Beim Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover hat er einen Halbtagsjob - und einen Chef, der ihm für seine sportlichen Aktivitäten viel Freiheit lässt. Im Wolturnus Pro Handcycling-Team hat er seit drei Jahren eine feste Heimat gefunden. Der dänische Rollstuhl- und Handbike-Produzent hat mit Patrick Gabriel, dem Dänen Michael Jørgensen und dem niederländischen Weltklasse-Fahrer Jetze Plat ein extrem starkes Team aufgebaut mit dem Ziel, den Handbike-Sport zu professionalisieren und Menschen mit Behinderung zu ermutigen, das Handbiken auszuprobieren.

Die drei Sportler sind prädestiniert, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Patrick Gabriel, dessen größter Erfolg bisher Platz 8 bei der Weltmeisterschaft war, findet Veranstaltungen wie in Kassel auch deshalb wichtig. "Es ist eine sehr gute Werbung für den Handbike-Sport." Zwar sind zu früher Stunde noch nicht so viele Fans an der Strecke, dafür geht es aber sehr rasant zu. 2017 fuhr Patrick mit 35:19 Minuten (!) Streckenrekord auf der 21,1 km-Distanz beim EAM Kassel Marathon. 

"Die Sportler, die hier auf höchstem Leistungsniveau an den Start gehen, sind echte Vorbilder – und zwar nicht nur für Menschen mit Behinderung. Denn sie haben sich nach einem schweren Schicksalsschlag aus ihrem persönlichen Tief herausgearbeitet und neue Potentiale für sich entdeckt und entwickelt", sagt Dr. Marion Saur, Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Klinik Hessisch Lichtenau, in ihrem Grußwort im Magazin zum EAM Kassel Marathon sehr treffend. Die Klinik unterstützt auch in diesem Jahr das Handbike-Rennen. 

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Gewohntes Bild: Patrick Gabriel 2018 mit Siegerpokal.
Foto: Stefan Waldert