Laufen mit visuellen Einschränkungen

SehbehindertenLAUFtag am 3. Juni 2022

Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf Steigen, die sie nicht kennen. (Jes 42,16)

SehbehindertenLAUFtag am 3.6. in Kassel

Kann ich als Sehbehinderte auch einen Marathon laufen? Wie kann ich meinen sehbehinderten
Freund unterstützen? Und wie fühlt es sich eigentlich an, sehbehindert zu sein? Solche und ähnliche Fragen stellten sich die Besucherinnen und Besucher des SehbehindertenLAUFtags, zu dem Kassels „Marathonpfarrer“ Dirk Stoll im Rahmen der Aktion „Sehbehindertensonntag“ zusammen mit dem Sportkreis Region Kassel und mit Unterstützung des Laufteams Kassel e. V. und der LSG-Kassel e. V. und dem Kassel-Marathon am 3.6. auf die Buchenau-Kampfbahn einlud, und denen sich spontan auch die dort trainierenden Kinder und Jugendliche des Wasser-Sport-Clubs anschlossen. Nachdem der Unterzeichnete in einer kurzen Andacht an bekannte biblische Personen mit Seheinschränkungen (Bartimäus in Mk 10 und der Saulus-Paulus in Apg 9 bzw. 22) erinnerte, sah er in Sonderheit im oben genannten Wort des Propheten Jesaja Gottes Absicht, dass Sehbehinderte und Blinde auch am Laufen teilnehmen sollen, aber auch andererseits, dass es für andere dann eben auch Gottes Auftrag ist, sie dabei zu unterstützen.

Danach führte Heike Sokoll als Inklusionsbeauftragte des Sportkreises Region Kassel in dieses
besondere Thema der Inklusion ein; immerhin gäbe es in Deutschland bisher noch keine
Zertifizierung von Laufguides, wie es in anderen Ländern üblich ist. Und so forderte sie dazu auf, mit verschiedenen Brillen unterschiedliche Seheindrücke erleben, die auftreten können: Starkes undeutliches Sehen etwa bei grauem Star oder Gesichtsfeldeinschränkungen u. ä., was in Sonderheit von den Kindern mit sehr viel Spaß angenommen wurde. Gleichzeitig wurde damit aber auch deutlich, wie schwierig es ist, mit solchen Einschränkungen zu laufen. Andererseits erlebten sie auch, wie es sich anfühlt, dann geführt zu werden. Während es auf der Laufbahn noch relativ einfach war, so stellte schon die Fassung der Rasenfläche eine erste Schwierigkeit dar, bei der der Führende eben eine entsprechende Ansage machen musste. Auch der leicht unebene Boden des Fussballplatzes bot noch einmal ein anderes Laufgefühl. Dennoch gewöhnte man sich relativ schnell an diese Art des Laufens und konnte so nach und nach auch die Geschwindigkeit steigern.
Ziel der Veranstaltung war es auch, Laufguides zu rekrutieren, die zukünftig Sehbehinderte bei
Läufen begleiten möchten. Für diese gibt es am 25.6. die Möglichkeit, einen Eintageskurs an der
BLISTA Marburg zu absolvieren.

Die Frage von Teilnehmern, ob es denn überhaupt interessierte Sehbehinderte und Blinde gäbe,
beantwortete der Unterzeichnete (der selbst bereits einmal eine Sehbehinderte im Wettkampf
begleitet hatte), dass sich da das Interesse ja leichter erwecken ist, wenn Lauftreffs und Vereine

Trainerinnen und Trainer bzw. erfahrene Hobbyläuferinnen und -läufer offiziell als „Laufbegleiter“
vorstellen können, um auf diese Weise zu signalisieren, dass sie auf diesem Gebiet Erfahrung haben
und somit bei Anfragen von Betroffenen zur Verfügung stünden. Dass da sicherlich ein Bedarf
besteht, zeigt sich in den in den letzten zwei Jahren verstärkten Berichten über sehbehinderte
Läuferinnen und Läufer in den Laufsport-Magazinen.

Deshalb müsse es das Ziel sein, Laufguides auszubilden. Dazu gibt es am 25.6. die Möglichkeit. Diese wird von der BLISTA Marburg angeboten. Anmeldungen für den eintägigen Kurs am 25.6. in Marburg sind noch bis zum 23.6. unter der Emailadresse hecker@blista.de möglich, Fragen können auch an pfarrer@kassel-marathon.de gestellt werden.

Marathon-Pfarrer Dirk Stoll